Aufsatz: Im Studio
Stefanie Stallschus: Im Studio oder Das leere Intervall, das auf ewig durch die Zeit schlüpft/In the studio or The void interval slipping forever through time, in: Peter Zimmermann. Paint it, Ausst.-Kat. Galerie Sindelfingen 2019, S. 56-61.
Wie klingt es, wenn ein Pinsel Farbe auf die Leinwand streicht? Das Geräusch ist um einiges schroffer, schärfer, als es die weichen Borsten vermuten lassen. Im Oktogon der Galerie Stadt Sindelfingen inmitten der Videoinstallation studio (2019) zu stehen, bedeutet Peter Zimmermann an die Orte seiner Produktion zu folgen und diese nicht allein mit den Augen, sondern auch mit den Ohren zu erkunden. Sieben über den Raum verteilte Tablets vermitteln einen Eindruck davon, wie die neuen Gemälde des Künstlers entstehen. Auf den kleinformatigen Bildschirmen sieht man in verschiedenen Variationen, wie die fotografischen Vorlagen in einem digitalen Bildbearbeitungsprogramm verfremdet werden. Die Ausgangsbilder, bei denen es sich um eigene Fotografien oder gefundene Bilder handeln kann, laufen durch die Anwendung, um Pinselstrich für Pinselstrich das Aussehen impressionistischer Gemälde anzunehmen. Der Sound der Installation dagegen gibt einen anderen Arbeitsschritt wieder. Zu hören sind die Geräusche eines realen Pinsels, wenn die Vorlage zu einem späteren Zeitpunkt per Hand mit Ölfarbe auf die Forexplatte übertragen und dadurch zum greifbaren Bildkörper wird. Die Installation verbindet also unterschiedliche visuelle und akustische Elemente zu einem einzigen Ereignis, synthetisiert die eigentlich nacheinander erfolgenden Arbeitsschritte zu einer heterogenen Simultanität, um auf diese Weise mehrere Aspekte des Studios als Ort der Produktion in Szene zu setzen: zum einen das mobile digitale Fotostudio zur Vorbereitung des Motivs, zum anderen das lokale Atelier für die handwerkliche Ausführung, und schließlich den Galerieraum als einen temporären Ort der Präsentation, an dem die Entstehungsbedingungen der Bilder zum Thema werden. […]